Gruppensektion

Die Gruppensektion ist ein Forum für Gruppentherapeutinnen und Gruppentherapeuten, die auf einer psychoanalytischen Basis arbeiten. Sie ist offen für Fachleute aus dem ganzen Spektrum psychoanalytischer Gruppenmethoden.

 

Schwerpunkte unserer Aktivitäten:

  • Die Verankerung gruppenanalytischer Therapieverfahren im öffentlichen Gesundheitswesen, in Institutionen und in der Krankenversicherung.

  • Die Qualitätssicherung und die Anerkennung der Weiterbildungen in psychoanalytischer Gruppentherapie bzw. Gruppenanalyse. Als Referenz dienen die Ausbildungsstandards der EFPP.

  • Der fachliche Austausch über wissenschaftliche und praxisbezogene Fragen. Der Austausch geschieht über die Veranstaltungen der beteiligten Seminare, in speziellen Fachtagungen unserer Sektion und durch die europäischen Kongresse der EFPP.

Was ist Gruppenanalyse?

Gruppenanalyse ist eine Weiterentwicklung der Psychoanalyse nach Sigmund Freud. Sie ist nicht nur auf die individuelle Psyche ausgerichtet, sondern sie hat auch die sozialen und zwischenmenschlichen Beziehungen im Blickfeld. Diese Beziehungen sind dynamische Prozesse, die sich im Hier-und-Jetzt zeigen. Sie werden durch die anwesenden Menschen gestaltet und basieren auf bewussten und – insbesondere – unbewussten Beziehungserfahrungen im Laufe des Lebens.

In der Gruppenanalyse gibt es verschiedene Institute, die diese sozialpsychologischen Grundlagen therapeutisch umgesetzt haben. In der Deutschen Schweiz haben sich zwei Konzeptionen etabliert. Beide Gruppierungen sind Teil der EFPP-Gruppensektion:

  • Gruppenanalyse nach Foulkes: Seminar für Gruppenanalyse Zürich (www.sgaz.ch)

  • Operative Gruppentheorie und -technik nach Armando Bauleo: Arbeitsgemeinschaft für Operative Gruppen (www.agog.ch)

Die Gruppenanalyse kann auf verschiedene Gebiete übertragen werden: die Gruppenpsychotherapie, die Familientherapie, Supervisionen von Teams und Institutionen oder Balint-Gruppen.

 

Konzepte der Gruppenanalyse

Die therapeutische Praxis der Gruppenanalyse basiert auf folgenden Konzepten, die den verschiedenen Konzeptionen gemeinsam sind.

Ausgangspunkt: Krankheitslehre der Psychoanalyse

Ausgangspunkt der Gruppenanalyse ist die Psychoanalyse. Aus der Sicht der Gruppenanalyse sind individuelle Störungen Ausdruck gestörter Gruppenbeziehungen (z. B. Störungen in der Herkunftsfamilie). Diese Entstehungsbedingungen sind dem betroffenen Menschen weitgehend unbewusst. Symptome wie Ängste, Selbstwertprobleme oder Depressionen als Ausdruck einer schwierigen Persönlichkeitsentwicklung kommen erst im Laufe des weiteren Lebens in der Auseinandersetzung mit der sozialen Umwelt zum Ausdruck. Dies kann bedeuten, dass die betroffenen Menschen nicht mehr in der Lage sind, ihre Bedürfnisse in ihrem sozialen Umfeld angemessen zu äussern und zu befriedigen.

Individuelle Störungen werden in der Gruppe sichtbar

Die für den Einzelnen typischen Störungen und Konfliktsituationen werden in der Gruppe wiederholt und kommen in der Gruppe zur Darstellung. Diese Wiederholungen sind unbewusst. Durch diese Darstellungen können die entscheidenden Probleme gesehen und im Austausch mit der Gruppe besprochen werden. Dies ist mit heftigen Gefühlen verbunden. Diese Gefühle – «positive» wie «negative» – Zuneigung, Ablehnung und Wut können in der analytischen Gruppe ausgedrückt, ausgehalten und verstanden werden.

Die freie Kommunikation und Assoziation

Grundlage der Gruppenanalyse ist der sprachliche Austausch. Dieser soll offen und ohne Wertung sein. Jeder in der Gruppe möchte gehört und verstanden werden. Die Gruppe bietet diesen Rahmen. Die Gruppe wertet nicht. In der Kommunikation wird sichtbar, wie diese auch von verzerrten Wahrnehmungen, Vorurteilen oder Projektionen auf andere Menschen durchsetzt ist. Indem diese Verzerrungen in der Gruppe in Frage gestellt werden, führt die Gruppen-Kommunikation zu einer besseren Wahrnehmung der teilhabenden Menschen. Im Austausch in der Gruppe kann man seine eigene innere Welt erkennen. Man kann auch zu unterscheiden lernen zwischen den früheren Beziehungserfahrungen und den gegenwärtigen Beziehungen. Es entsteht ein Lernprozess, sich auf andere Menschen beziehen zu können.

Das gruppenanalytische Setting

Psychoanalytische Gruppenpsychotherapie wird mit einer Gruppe von zumeist sechs bis zehn Menschen in einem bestimmten Setting durchgeführt: Ort, Zeit, Dauer und Bezahlung werden mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern abgesprochen. Erwartungen für die gruppenanalytische Arbeit werden im Voraus geklärt und die Arbeitsweise der Gruppe wird umrissen.

Die Gruppe als sozialer Mikrokosmos

Die Gruppe ist ein geschützter Raum – und gleichzeitig ein sozialer Mikrokosmos, ein Abbild der Gesellschaft. In diesem finden sich unterschiedlichste Menschen mit verschiedensten Lebenserfahrungen zusammen. Damit ist die Möglichkeit gegeben, sich mit Vorurteilen, Stereotypien und Ängsten vor anderen Menschen zu befassen. Es ist eine Selbsterfahrung in einem sozialen Rahmen möglich.